Fünf Stücke

Title
Fünf Stücke
for piano, four hands
Category
Kammermusik
Duration
12:00
Number of performers
2
Composition year(s)
1942
World premiere
1986-08-02
(UA III und IV:) Schloss Hohenems · Begoña Uriarte und Karl-Hermann Mrongovius, Klavier
Movements
I Induló (Marsch). Allegro (1942)
II Polifón etüd (Polyphone Etüde). Allegro comoco (1943)
III Három lakodalmi tánc (Drei Hochzeitstänze) (1959) 1. A kapuban a szekér (Der Karren steht vor dem Tor) Allegro · 2. Hopp die tiszán (Komm schnell her, und sei schön) Andantino · Csángó forgós (Drehtanz) Allegro
IV Sonatina (1950) 1. Allegro · 2. Andante · 3. Vivace
V Allegro (1943)
Commissioner
premiere III and IV: 2 August 1986,  Schloss Hohenems · Begoña Uriarte and Karl-Hermann Mrongoviu, piano
Audio
Copyright

György Ligeti: The Ligeti Project © 2016 Warner Classics 0825646028580

Comment of the composer on the work

Drei der Fünf Stücke für Klavier zu vier Händen – Induló, Polifón etüd und Allegro – stammen aus den Jahren 1942 und 1943, als ich am Konservatorium in Klausenburg studierte. Ich hatte zwar schon einiges von Strawinsky gehört, seltsamerweise aber nicht die Drei Stücke für Streichquartett, obwohl meine Polyphone Etüde in ihrer naiven Hartnäckigkeit stark an Strawinskys erstes Streichquartettstück erinnert. Es gibt oft Fälle, in denen man von Dingen beeinflusst wird, die man nicht kennt, die aber irgendwie in der »Atmosphäre der Zeit« vorhanden sind. So war ich beispielsweise wirklich verblüfft, als ich Bartóks »Marsch« aus dem sechsten Band des Mikrokosmos spielte – das war nach dem Krieg 1945 – und bemerkte, dass ich, auf primitivere Art, dieses Stück bereits vor drei Jahren »vorausgeahnt« hatte.

Ungarn war ab 1941 im Krieg Verbündeter Nazi-Deutschlands (über die Torheiten verblendeter Politiker möchte ich hier nicht sprechen). Das Land blieb aber damals noch vom tatsächlichen Krieg verschont – mit Ausnahme sporadischer Luftangriffe auf Budapest (einen habe ich dort erlebt). Fast alle jungen Männer waren jedoch an der Front in der Ukraine, und die meisten von ihnen kamen nie wieder. Mich »erwischte« der Krieg erst im Januar 1944, dann aber mit voller Wucht: Ich wurde als »jüdischer Arbeitsdienstler« zur ungarischen Armee eingezogen. Meine Eltern, mein Bruder und viele Verwandte wurden nach Auschwitz deportiert, nur meine Mutter überlebte. Der Krieg zog mit aller Grausamkeit über Ungarn hinweg. Danach war das Leben nie mehr wie vorher.

Einführungstext für das Begleitheft zur CD-Edition bei Sony Classical (György Ligeti Edition 6, »Keyboard Works«, SK 62307), 1997.

Abdruck aus: György Ligeti, Gesammelte Schriften (Veröffentlichungen der Paul Sacher Stiftung, Bd. 10), hrsg. von Monika Lichtenfeld, Mainz: Schott Music 2007, Bd. 2, S. 141. © Paul Sacher Stiftung, Basel und Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz, Bestellnummer: PSB 1014

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